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Forum - Warum können Hummeln eigentlich fliegen – obwohl sie nach den Gesetzen der Aerodynamik zu schwer dafür sein müssten?

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Donald Duck (Gast)
14.05.2025 10:39 (UTC)[zitieren]
Ich habe neulich wieder diesen oft zitierten Satz gehört: „Nach den Gesetzen der Aerodynamik dürfte die Hummel gar nicht fliegen können – aber sie weiß das nicht und fliegt trotzdem.“ Das hat mich neugierig gemacht, denn als naturwissenschaftlich interessierter Mensch frage ich mich, ob an dieser Aussage überhaupt etwas dran ist. Ist es wirklich so, dass Hummeln zu schwer für ihre Flügel sind und dass ihr Flug eigentlich gar nicht „funktionieren“ dürfte?

Ich habe bereits gelesen, dass es sich dabei um ein Missverständnis handelt, das aus alten Berechnungen stammt, bei denen man die Hummel wie ein starres Flugzeug behandelt hat. Doch Hummeln sind Insekten mit ganz anderen Flugmechanismen als Flugzeuge – sie schlagen ihre Flügel anders, schneller und mit mehr Bewegungsfreiheit. Aber wie genau funktioniert ihr Flug denn wirklich? Welche physikalischen oder biologischen Prinzipien machen es möglich, dass so ein kleines, rundliches Tier überhaupt in der Luft bleiben kann?

Mich interessiert auch, ob der Flug der Hummel effizient ist – oder ob sie einfach nur mit viel Energieaufwand kurzzeitig fliegt, was dann durch ihren dicken Körper eher unökonomisch wirkt. Gibt es Untersuchungen dazu, wie viel Kraft sie dafür tatsächlich aufwenden muss? Und was unterscheidet den Flug der Hummel von dem anderer Insekten wie Bienen, Libellen oder Schmetterlingen? Ist der Flügelschlag bei Hummeln besonders einzigartig?

Außerdem frage ich mich, wie gut die Steuerung ihrer Flüge funktioniert. Es sieht ja manchmal fast schon „unkoordiniert“ aus, wenn sie von Blüte zu Blüte fliegt, aber offensichtlich trifft sie ihr Ziel sehr zuverlässig. Spielen dabei Sinnesorgane eine wichtige Rolle oder ist es eher ein instinktives Bewegungsmuster?

Und wie beeinflusst das Körpergewicht der Hummel den Flug bei unterschiedlichem Nektargewicht? Gibt es eine „Überladung“, bei der sie nicht mehr abheben könnte?
Ich fände es spannend, wenn jemand hier im Forum vielleicht wissenschaftliche Quellen kennt oder eigene Beobachtungen gemacht hat.

Freue mich sehr auf eure Antworten – gerne auch mit Buchempfehlungen, Links oder Dokus zum Thema „Warum fliegen Hummeln?“
Goofy (Gast)
14.05.2025 10:41 (UTC)[zitieren]
Deine Frage ist wirklich faszinierend und zeigt, wie spannend Biologie und Physik zusammenkommen, wenn man genau hinschaut.
Der Mythos, dass Hummeln „eigentlich gar nicht fliegen dürften“, hält sich hartnäckig – obwohl die Wissenschaft schon längst bewiesen hat, dass ihr Flug keineswegs ein Wunder ist, sondern eine raffinierte aerodynamische Meisterleistung.

Die ursprüngliche Aussage stammt tatsächlich aus den 1930er Jahren, als man versuchte, Hummeln mit den Modellen der Flugzeugtechnik zu analysieren. Dabei ignorierte man jedoch, dass Hummelflügel nicht starr sind, sondern sich während des Flugs stark verbiegen und vibrieren. Die Flügel schlagen mit einer Frequenz von bis zu 200 Schlägen pro Sekunde und erzeugen durch schnelle Auf- und Abwärtsbewegungen kleine Wirbel, die den nötigen Auftrieb liefern – ein Prinzip, das man als „unsteady aerodynamics“ bezeichnet.

Hummeln nutzen außerdem einen sogenannten „flapping counterstroke“, bei dem sich die Flügel über dem Rücken und unter dem Bauch berühren und dabei zusätzliche Wirbel erzeugen. Diese Wirbel saugen quasi Luft unter die Flügel und heben die Hummel – trotz ihrer relativ großen Masse – in die Luft. Der Flug ist energieaufwendig, aber effektiv – Hummeln können erstaunlich weite Strecken zurücklegen, besonders wenn sie Nahrung transportieren.

Ihre Flugbahn wirkt manchmal unkoordiniert, ist aber in Wirklichkeit hochpräzise. Sie orientieren sich mit einem komplexen Sehsystem, das Bewegungen extrem schnell wahrnehmen kann, und mit feinen Sinneshaaren am Körper, die Luftbewegungen registrieren. Auch ihr Gehirn verarbeitet visuelle Eindrücke blitzschnell – was ihnen erlaubt, zielsicher zwischen Blüten zu navigieren.

Interessant ist auch, dass sie eine Art „Energiesparmodus“ haben. Hummeln wärmen ihre Flugmuskulatur aktiv auf, bevor sie starten – das kostet Energie, spart aber im Flug dann Kraft. Bei starker Beladung mit Pollen oder Nektar verändert die Hummel sogar den Flügelwinkel und passt die Schlagfrequenz an – bis zu einem gewissen Gewicht kann sie so problemlos weiterfliegen.

Wenn dich das Thema noch weiter interessiert, kann ich dir das Buch “The Buzz About Bees“ (siehe https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-540-78729-7) von Jürgen Tautz oder die Doku „Das geheime Leben der Hummeln“ empfehlen.
Und auch im Wissensbereich von Foren wie campen.de gibt es naturbegeisterte Camper, die solche Themen diskutieren – dort findest du vielleicht noch weitere Beobachtungen aus der Praxis.

Fazit: Hummeln fliegen nicht „trotz der Physik“, sondern gerade wegen ihrer cleveren Nutzung physikalischer Effekte – und das macht sie zu echten Naturwundern in der Luft.

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